Aus der Region, Wissenswertes

Hamburgs Westen verliert eine Perle

Der Markt bestimmt wo´s lang geht

„Wertvolle und wohlfeile Bücher“ im Antiquariat HALKYONE in Altona-Altstadt wird es im April 2023, nach 27 Jahren nicht mehr geben. Die Redensart „Halkyonische Tage“ steht für Innehalten in turbulenten Zeiten.

In Hamburgs Westen wird nun Innehalten beim Stöbern in alten Büchern dann nicht mehr möglich sein. Weil der Ladeninhaber eine Mieterhöhung um 100 Prozent nicht tragen konnte, wurde ihm kurzerhand zum 31.März gekündigt. Er muss packen und hat keinen Ersatz gefunden, wo er seine Schätze weiter ausstellen kann, damit Kund*innen ein Buch vor dem Kauf in die Hand nehmen und dran schnuppern können.

Da halfen weder solidarische Berichte in zahlreichen Zeitungen und beim NDR, eine örtliche Demonstration noch eine Kleine Anfrage auf der Bezirksversammlung Altona zu dem Problem.

In der Großen Bergstraße und Umgebung müssen immer mehr Kleingewerbetreibende ihre Geschäfte aufgeben. Von politischer Seite gab es mitfühlende Worte aber keine Hilfe. Denn auf die Mietgestaltung der Eigentümer*innen hat ein Bezirksamt keinen Einfluss, die wird über den Markt gesteuert. Dieser Markt hat kein Interesse an alten Büchern, die man anfassen kann. Immer mehr Menschen lesen ja sowieso elektronisch, und bei IKEA, gleich nebenan in der Großen Bergstraße gibt es sogar Kinderbücher!

Aber soll man nur resigniert mit den Schultern zucken, wenn immer mehr inhabergeführte Läden durch konzerngeführte verdrängt werden, weil Konzerne Eigentümer mit hohen Mietangeboten dazu verführen, treuen Mietern zu kündigen? Man kann hier auch mal auf das Grundgesetz mit Artikel 14(2) pochen. Da steht: „Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.“ Und für die Allgemeinheit, die Bewohner*innen von Altona-Altstadt geht es um nichts Geringeres als die Attraktivität ihres Zentrums. Dazu tragen gerade inhabergeführte Geschäfte, Cafés und Restaurants und moderate Mieten erheblich bei. IKEA-Kunden ist das wurscht, die stärken sich mit Kaffee und Salat in Bowls gleich vor Ort oder bei einer Ladenkette und fahren dann wieder nach Hause.

2015, ein Jahr nach der Eröffnung des Schwedischen Möbelhauses in der Großen Bergstraße konnte Heiner Schote von der Handelskammer Hamburg noch feststellen: „Die Große Bergstraße ist heute wieder ein Standort für inhabergeführte Unternehmen und ein lebendiger Teil Altonas.“ Sein Wort in Gottes Ohr und zur Befeuerung unseres Engagements gegen Gentrifizierung jetzt, acht Jahre später!

Aber für HALKYONE und eine besinnliche Zeit unter Büchern in Altona ist es leider zu spät. Danach muss jetzt in anderen Bezirken Hamburgs gesucht werden. Ach – „Where is human nature so weak as in a bookstore?“ , Henry Ward Beecher(Wo ist die menschliche Natur so schwach wie in einem Buchladen?) Quelle: mein englischer Sprachkalender von Harenberg.

Text und Fotos: Elisabeth Hartmann

Wissenswertes

Kleine Braunelle – Blume des Jahres 2023

Sie sind ihr bestimmt schon einmal begegnet. Die Kleine Braunelle, Blume des Jahres 2023, hat viele Orte, an denen sie gerne wächst, auch im Zierrasen taucht sie auf. Sie wächst in allen deutschen Bundesländern und ist (noch) ungefährdet, in einigen Regionen wird jedoch schon ein deutlicher Rückgang beobachtet. Die Loki-Schmidt-Stiftung will mit Wahl dieser „Allerweltsblume“ auf den schleichenden Prozess von Artenverlust aufmerksam machen.

Nektar und Pollen der Kleinen Braunelle sind Leckerbissen für Sechsbeiner. Und wenn Sie einen Rasen haben und in den Genuss von Summen und Brummen oder hübsche Anblicke kommen wollen, dann sollten Sie die Tipps der Stiftung beherzigen:

Auch Menschen bietet diese Pflanze Einiges. Die mit Wasser aufbereiteten Blätter geben ein Gurgelwasser ab, bei Augenentzündungen, Lungenleiden, Magen-Darmerkrankungen und Wunden sollen sie die Heilung unterstützen. Blätter und Blüten sind essbar. Sie geben dem Salat violette Farbtupfer.

Textquelle:Loki-Schmidt-Stiftung Broschüre zur Blume des Jahres 2023 Fotos: Julian Denstorf Text : Elisabeth Hartmann

Aus der Region, Dieses & jenes, Wissenswertes

60 Jahre Deutsch-Französische Freundschaft

Bei meinem Sonntagsspaziergan durch die Hafencity am 22. Januar konnte ich vor der Elbphilharmonie folgendes Foto schießen:

Was sagt mir dieses Bild?

Vor 60 Jahren wurde am 23. Januar ein deutsch-französischer Freundschaftsvertrag geschlossen, der so genannte Élysée-Vertrag. Bundeskanzler Adenauer und Staatspräsident De Gaulle gaben sich im Elyseepalast in Paris darauf die Hand, dass Deutschland und Frankreich nach jahrelanger Feindschaft Freunde sein wollen.

Aus der Region

LichtwarkTheater im KörberHaus eröffnet

©Körberstiftung

Im Herbst 22 hieß es noch: „ Das Körberhaus kommt.“ Seit Dezember ist es da , und im Januar 23 ist nun auch der Umzug des LichtwarkTheaters vom Haus im Park ins KörberHaus über die Bühne gegangen. Am Sonntag, den 22. Januar, waren alle Hamburger*innen zu einem Tag des offenen Theaters eingeladen und konnten diese neue Spielstätte kennenlernen. Wir vom bergedorf.blog berichten von der Eröffnungsgala am Abend vorher.

Blaue Bestuhlung, 458 Sitzplätze und die neueste Bühnentechnik Hamburgs sind technische Schlagworte. Darüber hinaus soll dieser Spielort allen Generationen, Kulturen und Schichten offenstehen. Die Aktion „Arbeiterkinder in die Oper“ reiche nicht mehr. Nicht nur professionelle Künstler, auch gemeinnützige Organisationen und Schulen sollen diese Bühne nutzen können. So versicherten es Senator Brosda und der Vorstandsvorsitzende der Körberstiftung Dittmer in ihren Eröffnungsreden. Und „weil in Bergedorf für Hamburger*innen die Sonne aufgeht“, meinte die Bergedorfer Bezirksleiterin Schmidt-Hoffmann, sei der Ort für das neueste Hamburger Theater außer Konkurrenz.

Bettina Tietjen führte mit Charme durch den Abend. Unterhaltung boten dem sich in Gala geworfenem Publikum Schauspieler des Altonaer Theaters mit einem Ausschnitt aus einem Musical gruseliger Herkunft, Gitte Haenning bot Jazziges, und „Die Söhne Hamburgs“, Rolf Clausen, Sefan Gwildes und Joja Wendt, brachten den Saal zum Mitsingen und -klatschen. In den Umbaupausen wurden kleine Filme zum Bau des KörberHauses und welche mit Glückwünschen verschiedener Künstler zum neuen Theater gezeigt.

Ein gelungener Abend! Aber was wäre er ohne die freundliche Aufmerksamkeit des Personals gewesen? Bis nach 23 Uhr gab es im Großen Foyer Wasser und Wein, Snacks und Schnacks.

Am Freitag den 3. Februar gibt es mit der Simon & Garfunkel Revival Band den ersten abendfüllenden Theaterabend. Weiter geht es, erst mal bis April, mit Lesungen, Musik, Theater, Kabarett und Comedy.

Text und Fotos: Elisabeth Hartmann und Jürgen Sakuth