Aus der Region, Damals war's

Bergedorf und sein berühmtes Bier

Tatsächlich dachte ich, dies seien wohl einmal Karpfenteiche gewesen, an denen ich bei meinem ersten Spaziergang durch die Chrysanderstraße vorbei lief. Aber als ich meinen Freunden davon erzählte, lachten sie herzlich. Karpfenteiche? Eisteiche waren das. Denn Bergedorf war noch vor hundert Jahren weltweit bekannt für seine wohlschmeckenden Biere. Aber was hatte das nun mit den Teichen zu tun?

Nun, um Bier herstellen zu können, braucht eine Brauerei Wasser. Da es entscheidend für die Lager-Produktion ist, das Bier über Wochen kühl aufbewahren zu können und Kühlanlagen noch nicht erfunden worden waren, wurden trockene Kelleranlagen und Eisteiche benötigt. Im Winter konnte so Eis aus den Teichen geschnitten werden, dass Keller samt Bier das ganze Jahr über nahezu bis zum Gefrierpunkt herunter kühlte und zusätzlich an Gasthäuser der Umgebung verkauft wurde.

Als Bergedorf noch vor den Toren Hamburgs lag, gab es -heute kaum mehr vorstellbar – neun Brauereien in der Gegend, 1863 begann dann die kurze Geschichte der Actien-Brauerei, die an der Bille beste Bedingungen zur Lager-Herstellung fand und riesige unterirdische Kellerräume anlegte. Das Bergedorfer Lager gewann in den darauf folgenden Jahren als Export-Bier tatsächlich nationale und internationale Auszeichnungen und machte die Brauerei 1887 zu einer der größten in Hamburg und Umgebung. Warum sie dann 1914 von der Holsten-Brauerei übernommen wurde, lässt sich heute nicht mehr ermitteln.

Immerhin wird das „Bergedorfer-Lager-Beer“, wie es auf dem Etikett und Dosenaufdruck heißt, weiterhin von der Holsten-Brauerei Hamburg als Export-Bier und in Nigeria, seit 1985 über Lizenzpartner, hergestellt. Seit Oktober 1992 gibt es dort auch neu den Malztrunk „Bergedorf Malta“. Das noch heute verwendete Bierflaschen-Etikett weist sogar auf die vielen Preise hin, die das „Bergedorfer Lager-Beer“ im 19. Jahrhundert erhalten hat.

Von der stolzen Brauerei sind heute nur noch die Eisteiche und das Mauerwerk des Eiskellers zu sehen. Zwar blieb sie im Gegensatz zu den meisten anderen Brauereien in Hamburg im Krieg unversehrt, brannte aber 1965 bis auf die unter der Erde liegenden Lagerräume völlig nieder. 1984 wurden über der Anlage Wohnblöcke gebaut und das weitläufige Kellergewölbe bis heute als Garage und Lagerraum genutzt. Das Bergedorfer Beer bekommt man weiterhin in Afrika und seit 2010 auch ganz exklusiv und offiziell auf Veranstaltungen des Museums für Bergedorf und die Vierlande.

Text und Fotos: Boike Jacobs und bergedorf-info.de


Ein Gedanke zu „Bergedorf und sein berühmtes Bier“

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s