Damals war's, Dieses & jenes

Tage, die ich nie vergessen werde

Beitrag: Jürgen Sakuth

Photo by Dom J on Pexels.com

Wahrscheinlich hat jeder von uns Erinnerungen daran, wann und wie er zum ersten Mal von Ereignissen erfuhr, die die Welt veränderten, wie zum Beispiel den Fall der Mauer oder an die Flugzeug Terror Anschläge in New York.

Ich erinnere mich an eine Nachricht, die sowohl viel in der Welt elektrisierte, aber auch direkt mein Berufsleben betraf. 

Wir waren mit Freunden im Auto unterwegs auf einer Rückfahrt nach einem Fußballspiel. Um auch die Ergebnisse von anderen Spielen zu erfahren, machte ich das Autoradio an. Was wir dann aber zufällig in den Nachrichten hörten, klang so unglaublich, dass Fußball sofort zur Nebensache wurde.

Die Zeitschrift Stern hatte angeblich die Hitler Tagebücher entdeckt. Ich arbeitete erst seit kurzem im Verlag, zu dem auch der Stern gehörte. War also unmittelbar betroffen.

In den ersten Diskussionen kamen wir zu dem Schluss, dass das eigentlich nicht wahr sein könne, aber der Stern galt als seriöse Zeitschrift mit vielen guten Journalisten, als muss da etwas Wahres dran sein. Zumindest dachten wir das damals.

In den nächsten Tagen gab es auch natürlich im Verlag viele Gespräche mit den Kollegen zu dieser großen angeblichen Entdeckung des Stern. Viele meinten, ob diese Tagebücher echt sind, wird man wahrscheinlich nie ganz klären können. Ein hoher Vorgesetzter von uns durfte die Bücher persönlich sehen und meinte anschließend zu uns. „Die sind echt, dass fühlt und riecht man“.

Dass es sich um plumpe Fälschungen handelte, wurde dann doch ziemlich schnell aufgeklärt

Es folgten sehr aufregende Betriebsversammlungen unter anderem im Audimax der Universität Hamburg mit heftigen internen Auseinandersetzungen mit einem weinenden Vorstandsvorsitzenden und heftigen verbalen Ausfällen von Henri Nannen.

Ich hatte damals im Controlling des Verlags gearbeitet und ich erinnere mich daran, dass ich vor der Veröffentlichung einmal die Honorarzahlungen untersuchen sollte. Als ich auf außergewöhnlich hohe Beträge für einen bestimmten Autor stieß, wurde mir gesagt, dass ich alles analysieren dürfe, aber diese Beträge wären außen vor. „Der ist an einer großen Sache dran, die unbedingt zunächst geheim bleiben muss.“

Später gab es auch noch den genialen Film „Stonk“ über diese Ereignisse, der nicht nur sehr lustig war, sondern auch ziemlich nah dran war an der Wirklichkeit über die Geschichte der sogenannten Hitler Tagebücher. Aber ich war in diesen aufregenden Tagen persönlich dabei.

Ein Gedanke zu „Tage, die ich nie vergessen werde“

  1. Da kommen bei mir auch sofort Erinnerungen hoch. Ich saß in der Redaktion über einem Artikel, als ich von der „Sensation“ hörte und konnte es eigentlich nicht glauben. Später sah ich dann auf dem Titelbild des Stern das angebliche Tagebuch und entdeckte sofort, dass der zweite Buchstabe in Sütterlin kein „H“ war, sondern ein „F“. Das war auch den Verantwortlichen beim Stern schon aufgefallen, und sie machten dann „Hitler Führer“ draus – völlig idiotisch. Mir ist es bis heute ein Rätsel, wie so viele prominente Fachleute hier versagen konnten, erklären kann ich es mir nur damit, dass Hitler und das Dritte Reich zumindest damals noch eine gewaltige Faszination ausübten. Das machte auch der Film „Schtonk“ auf hinreißende Weise deutlich.

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