Beitrag: Boike Jacobs
Ja, ich weiß, das müsste eigentlich nicht sein. Im Jahr 1989 bin ich schließlich von der Schreibmaschine auf den Computer gewechselt – siehe Foto. Und es hat mir Spaß gemacht, täglich habe ich gesessen und Artikel, Briefe und mails geschrieben, später auch Layout und Seitenumbruch gelernt. Das ging mir leicht von der Hand, und man möchte eigentlich meinen, heute könnte ich mit ebenso leichter Hand meinen Computer reparieren. Aber da geht es eben los …

Denn was die Reparatur angeht, so hat die von Anfang an mein Mann übernommen. Mit Leidenschaft las er die dicken, mir gänzlich unverständlichen Computerzeitschriften, besorgte sich Programme, baute Grafikkarten und Druckertreiber ein, legte überall Kabel. Und wenn meine Enkelin zu Besuch kam, führte mein Mann sie mit der Zeit immer weiter in die Geheimnisse des Computers ein, so dass sie den schon mit elf Jahren bedienen konnte. Dass sie mich dabei heute weit überflügelt, brauche ich wohl nicht eigens zu erwähnen.

Nach dem Tod meines Mannes bin ich von Düsseldorf nach Bergedorf gezogen, und mein Computer blieb mir treu. Schließlich musste er ja nicht mehr dienstlich für mich arbeiten, sondern nur noch meine privaten Wünsche erfüllen. Vor einiger Zeit nun habe ich mich gewundert, dass mir Verwandte und Bekannte so helle Fotos schickten. Und dann „verlöschte“ mein Monitor plötzlich. Anfangs alle halbe Stunde, vor wenigen Tagen bereits alle fünf Minuten.
Großer Schrecken. Ein Wort schoss mir durch den Kopf, das Karl Lauterbach im vergangenen Herbst erdacht hat: „Killervirus.“ Womöglich würden nun alle meine Briefe, Dokumente, Bilder, Geschichten unaufhaltsam zerstört? Aber es war wie bei Karl Lauterbach, die düstere Prophezeiung erfüllte sich nicht, trotz all meiner Unsicherheit entdeckte ich, dass es der Monitor war, der seinen Geist aufgab. Eigentlich kein Wunder, er hatte ja schon zehn Jahre lang seinen Dienst getan.

Also auf zu Saturn. „Gaming?“, fragte der Verkäufer und zeigte auf einen überdimensionalen Bildschirm für 439 €. Ich winkte erschrocken ab und entschied mich für einen kleinen, preiswerten. „Nur 24 Zoll“, versicherte der junge Mann. Keine Ahnung, wieviel Zentimeter das sind, aber okay. Und ein Sicherheitsprogramm nahm ich auch gleich mit. Falls sich doch noch ein Killervirus irgendwo verstecken sollte.
Als ich das Programm dann aufspielen wollte, las ich auf einem Beipack-Zettel die schönen Worte: „Lehnen Sie sich ganz entspannt zurück, wir besorgen alles für Sie.“ Na ja, ich habe mich lieber auf meinen netten Nachbarn verlassen, der mir schnell und fachkundig geholfen hat. Und nun kann ich mich tatsächlich ganz entspannt zurücklehnen und hoffen, dass mein wunderschöner neuer Monitor mich noch viele Jahre lang begleiten wird.

Text: Boike Jacobs, Fotos: privat und pixabay