Aus der Region

Auf der Suche nach dem Frühling

Beitrag: Edith Kalisch

Ich hörte im Fernsehen, der meteorologische Frühling sei da.

Heute sieht es draußen auch recht hell aus. Es bietet sich an, ihn, diesen Frühling zu entdecken. Brhh, doch recht kalt. Nun, ich kann ja flotten Schrittes gehen, will nicht vor der Haustür festwachsen. Durch einen Torweg, der unserem Hof als Durchgang dient, beginne ich. Mit der Suche. Ein bisschen parkähnlich wurde er angelegt; mit modernen Blumenrabatten, die sich eliptisch und erhöht präsentieren. Eingefasst mit Cortenstahl. Ungewöhnlich, weil sie verrostet wirken. Aber es verwittert „edel“. Nicht Jeder mag´s. Ich ja. Aber die Stauden und Gräser nicken noch grau vor sich hin. Nichts von grün zu sehen. Na, wird schon.

Auf diesem Weg, der früher zum Gelände des Bergedorfer Eisenwerkes gehörte, wurden Mehrfamilienhäuser erbaut. Entsprechend viele Kinderspielplätze gibt es hier. Mich beeindruckt besonders das Turmhaus, das von der Künstlerin Anne Ochmann entworfen und gestaltet wurde. Bunte Mosaiken.

Wenn man genau hinschaut sieht man die Bille. Als ich diese kleine Skulptur, die für die Kinder auch innen als Zufluchtsort bei Regen genutzt werden kann, sah, dachte ich: wie lange diese wohl unbeschmiert bleibt. Aber nein, sie erfeut uns weiterhin. (vielleicht wird sie auch regelmäßig gesäubert).

Erst einmal gehe ich nur ein Stück des Weges bis zur Brücke. Ziemlicher „Baggermatsch“ nach dem Schnee gestern. Da passiere ich doch lieber die Brücke, biege dann nach links in die Chrysanderstraße.

Wie eine richtige Städterin. Bloß nicht die Schuhe so bekleckern oder, noch schlimmer, ausrutschen. Ein Stückchen weiter wird der Musikwissenschaftler Karl Friedrich Chrysander, der unter anderem die Werke G.F. Händel herausgab, mit einem Gedenkstein (er wohnte dort eine zeitlang)und einem Beet Rosen bedacht. Jetzt knospen sie schon, denn die Forsythien blühen, dann wird es Zeit. Der Giersch, der sich hier drängelt, im Sommer oft die Rosen überragt, liegt noch ganz unschuldig dort. Seine Zeit kommt.

Links begrüßen mich die Mehrfamilienhäuser mit ihren kleinen Vorgärten, die mit Gittern aus Gusseisen begrenzt sind. Hier wachsen natürlich schon die „Frühlingsersten“. Wussten nicht, dass erst seit gestern…

Auch die Hausfassaden sind sehenswert mit Putten und Blumenranken. Bunt bemalt. Na, ein bisschen in die Jahre gekommen. Eine Dame aus Gips überblickt einen Hauseingang. Es wurde sich so viel Mühe gegeben, die Häuser zu schmücken. Dabei muss man schon den Kopf heben, um alles zu sehen. Ach ja.

Bis zu den Brauereiteichen ist es nicht mehr weit. Rechts zeigt sich das Tor der Bergedorfer Bierbrauerei. 1864 wurde sie gegründet. Wenn im Winter die Teiche zufroren, wurde das Eis in Blöcken in den sogenannten Eiskeller gebracht, dort gelagert, als Kühlung zur Herstellung des Bieres. Die Brauerei gibt es nicht mehr, na doch, in Westafrika, im nigerianischen Umhuaha wird das Bier von einer Brauerei hergestellt. Über die Brauerei hat aber Boike schon ausführlich berichtet.

Jetzt geht es aber doch in den Wald, der Weg breit und recht hügelig. Bergauf bergab. Auch hier hat die letzte Eiszeit ihre Spuren hinterlassen. Die riesigen Gletscher schmolzen. Das Schmelzwasser verwandelte die sonst so friedliche Bille zeitweise in einen reißenden Fluss. Natürlich nicht so von heut´ auf morgen. Aber so im Laufe der Jahrhunderte. Die Hänge bildeten sich und der großartige Mischwald entstand. Durch Büsche und Bäume, durch das Totholz erkennt man die Bille. Zwischendurch rattert die S Bahn nach Aumühle oder zurück. Hier verläuft eben auch die Bahnstrecke.

Endlich erreiche ich die Grenze. Schleswig-Holstein. Reinbek. Ginge ich jetzt nach rechts, erreichte ich die Pionierbrücke. Überquerte ich sie, käme ich nach Wentorf und zum Bergedorfer Gehölz. Jetzt staunt bestimmt der eine oder andere Wanderer. Oder Wanderin. Sie ist fertig. Zwei Jahre Baustelle.

Die marode Brücke, die man besser ganz schnell passierte, wackelig und immer wieder mit Holzlatten ausgebessert. Jetzt passt sie zum Zeitgeist. Geländer aus Alu. Von der Hamburger Seite. Die Aussichtsplattform, von der aus man Tier- und Pflanzenwelt betrachten kann, bekam wieder Holzbohlen. Ebenso dieses Stück der Brücke nach Reinbek. Die Kosten für dieses so heiß ersehnte Bauwerk teilten sich Hamburg und Reinbek.

Ich bleibe auf dieser Seite. Krähenwald. Sieht sich sowieso ähnlich. Der eine wie der andere Wald. Da nützt es nichts, wenn er einen anderen Namen trägt. Aber auf diesem Weg gibt es einen Baumlehrpfad. An besonders großen Bäumen sind Schilder angebracht, die uns Menschen ein wenig schlauer machen sollen. Sofern sie es denn beachten und lesen. Ob Eichen, Lärchen Schwarzpappel oder Spitzahorn. Es gibt noch einige andere Bäume, die gekennzeichnet sind. Besonders beeindruckend ist die Stieleiche (kurz vor der Loddenallee) , mit einem Umfang von 4,98 m. Sie ist zu Recht ein Naturdenkmal. Und steht dort nun seit ca. 300 Jahren.

Bevor ich den Weg nach rechts nehme, entdecke ich eine Eule aus Holz. Ich habe mal nachgelesen. Sie wurde von einem Forstarbeiter in seiner Arbeitspause mal so eben mit einer Motorsäge aus einem Baumstumpf „geschnitzt“. Sehr schön.

So und jetzt wieder nach links. Auf diesem 2000 qm großen Areal wurde eine Streuobstwiese angelegt. 24 Obstbäume stehen hier. Noch sind keine Pflanzen zu erkennen. Wahrscheinlich ahnen sie, dass doch noch Schnee und Frost kommt. Da bleiben sie noch ein wenig im Erdreich.

Die Maulwürfe sind jedoch schon sehr aktiv. Im Insektenberg, wo sich Wildbienen und andere Hautflügler den Boden als Brutplätze teilen, sehe ich doch schon Krabbeliges. Hier können sie sich wohlfühlen. Keine Pestizide und kein Dünger verunreinigt dieses kleine eingezäunte Gebiet. Und weit haben sie es auch nicht zur Wiese. Da wird in Kürze der Tisch gedeckt sein.

Tja, und nun bezieht sich der Himmel. Weiße Flöckchen tanzen. Ich sehe zu, dass ich nachhause komme. Ich warte auf den 20. März. Für mich beginnt dann der Frühling.

Fotos: Edith Kalisch

2 Gedanken zu „Auf der Suche nach dem Frühling“

  1. Liebe Edith!
    Deine Suche nach dem Frühling ist mit Erfolg gekrönt.
    Anschaulich beschrieben, sodass man den Weg auch wenn es April ist, nachmachen möchte.
    Deine Elke.

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