Aus der Region

Eilmeldung: die nächste Eiszeit wird…

Wie ich lese, ist man sich nicht so ganz sicher, sie wird in ca. 30.000 Jahren erwartet. Was für ein Glück für uns. Wir können also noch in aller Ruhe die Spuren der letzten Weichseleiszeit begutachten. Nämlich in dem Gebiet der Boberger Dünen. Am Ende dieser Eiszeit setzte die große Schmelze ein. Vor ca. 16.000 Jahren. Aus dem hohen Norden. Bestimmt schmuddelig, eisig, steinig. Im Laufe der Zeit schmirgelten sich die Steine ab, bis zuletzt dieser feinste Sand übrig blieb. Sogar am Berliner Tor soll es Dünen gegeben haben. Davon ist nichts mehr zu sehen, selbst wenn wir auf die Baustelle der S-Bahn die Hälse recken. Aber wichtig ist ja: Die Dünen sind hier. Hier bei uns in Boberg!

Wir  überlegen nicht lange. Schließlich ist es Winter. Da bietet sich eine solche Wanderung an. Finden wir. Natürlich ist Matschwetter, und so nehmen wir nicht den Pfad oberhalb des Walter Hammer Weges; sondern gehen den breiten Weg an den Tennisplätzen vorbei.  Links sehen wir Trockenrasen und graue Heidebüschel. Einige kleine Flecken sind eingezäunt. Bestimmt verstecken sich hier die auf der „Roten Liste“ stehenden Pflanzen. Schade, die Orchideen hätten wir gerne gesehen. Dafür strahlen Birkenstämme in herrlichem Weiß. Sind bestimmt die „Sibirischen“.


Nichts ist los. Mittagszeit. Das ändert sich nachdem wir den Boberger Furtweg überqueren. Hier gibt es auch einen Parkplatz. Für diejenigen, die von weither kommen.

Und hier leuchtet durch das karge Wäldchen der Dünensand.  Jetzt ist selbst der Sand mit leichtem Reif überzogen. Auch schön. Nur kalt. Im Sommer würde er unsere „Barfüße“ kitzeln. Na ja , alles zu seiner Zeit.  Wir können zwischen vier Wanderwegen wählen. Schließlich ist dieses Gebiet ca. 350 ha groß. Da ist es gut, sich zu entscheiden. Erst einmal auf dem  Dünenweg, der mit einem Schmetterling gekennzeichnet ist. Die Dünen sind teils mit hartem Strandhafer befestigt, damit Sturm und Wind den Sand nicht wegpusten.  Brav bleiben wir auf den ausgewiesenen Pfaden. Leider halten sich nicht alle Erholungssuchenden daran. Schilder weisen darauf hin, aber…   


Übrigens, dieses riesige Gebiet teilt sich in Achtermoor mit Torfmoosen und Erlenwald, mit dem Geesthang, der nicht mehr ganz so deutlich zu erkennen ist, weil vor mehr als 100 Jahren nach Torf und Lehm gegraben wurde. Da entstanden zum Beispiel Ziegeleien. Und der Sand? Der wurde besonders für Eisenbahn-  und Autobahnbau verwendet. Der große Baggersee entstand. Im Sommer ein sehr beliebtes Ziel, um hier mit Sack und Pack zu picknicken und sich im See zu erfrischen. Außerdem fahren wir mit dem Auto auf der A 1 ein wenig auch auf  eiszeitlichem Untergrund.

Aber wie gut, dass der Abbau endlich verboten wurde. Wer weiß, in welchen Tiefen noch gebuddelt würde. Der Mensch ist schließlich gierig. An das DANACH wird nicht gedacht. Oder doch? Na, sonst wäre der Abbau ja nicht verboten worden. Siehste. 1991 erhielt das Gebiet den Status des Naturschutzes. Doch, bei Bodenproben, die immer mal wieder entnommen werden, wurde 2018  auf VIER HEKTAR!  hochgiftiges Dioxin entdeckt. Wer ist bzw. war Verursacher? Es  liegt die Vermutung nahe, dass es sich um einen Chemiekonzern handelte. Wir werden es wohl nie erfahren. Nun wird mit viel, viel Geld das Gebiet saniert.  

Wenn wir nach rechts gucken über die Heide (die fühlt sich in so einem trockenen Gelände natürlich sehr wohl),  sehen wir den Segelflugplatz. bei dieser Kälte wird keines der Flugzeuge in den Himmel „gehüsert“. Aber im Frühjahr und Sommer duckt man sich manchmal, weil man glaubt, gleich lande eines direkt vor unseren Füßen.

Inzwischen gehen wir am Bruchwald entlang. Dem Wiesenweg. Ein Hase zeigt an, wo ´s längs geht. In der Ferne sehen wir schon die Nikolaikirche von Billwerder, die bereits 1180 hier gegründet wurde. Nicht so, wie sie heute aussieht. Die Zeit zwischen Jahrhunderten  ist schließlich lang.  Zuletzt 1911 abgebrannt, aber innerhalb von zwei Jahren wieder aufgebaut. Das ist eine Leistung. Chapeau.

 
Wir schließen unseren Kreis. Gehen an der Bille, unserem Heimatfluss, entlang. Sehen auf der anderen Seite die stolzen Bauernhäuser mit großen Gärten und Land zum Beackern und zum Beweiden.


Wir setzen uns auf eine Bank. Mal kurz den Kopp in die Sonne halten. Hören einen Specht klopfen. Irgendwo wird er sein. Wir entdecken ihn leider nicht.

Weiter geht´s,  bevor uns der Allerwerteste abfriert. Viele Pappeln, die sonst das Ufer der Bille säumten, liegen abgeholzt und aufgeschichtet am Wegesrand. Wir begutachten mit „Kennerblick“ die Jahresringe. Also, krank sehen sie nicht aus. Wer weiß, wer sich da wieder etwas ausgedacht hat. Aber wir sind ja die Unwissenden.

Der Weg streckt sich. Ist doch länger als gedacht. Schließlich möchten wir noch einen Kaffee im Hof Café trinken. Endlich, dahinten, eine Kurve. Guck, nur noch mal die Straße überqueren. Und dann … Ich glaube, 100 Meter.

https://www.hamburg.de/boberger-niederung

Text und Fotos: Edith Kalisch

3 Gedanken zu „Eilmeldung: die nächste Eiszeit wird…“

    1. Liebe Edith!
      Die Boberger Dünen sind einmalig. Im Sommer wie im Winter sind sie einen Ausflug wert.
      Flora und Fauna sind vielfältig.
      Du hast uns wiedermal gezeigt wie schön Hamburg ist.
      Danke dafür.
      Deine Elke.

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  1. Liebe Edith, ich konnte dich in Gedanken begleiten und mich an der Vielfalt der Eindrücke erfreuen. Was habt ihr für eine schöne und interessante Umgebung. Du zeigst auch, wie spannend Winterspaziergänge sein können. Danke!

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