Eigentlich wollte ich diesen Sommer viel mit meinem neuen E-Bike er-fahren und dann hier darüber glücklich und stolz berichten. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.

Da bin ich doch bei einem abendlichen Einkauf im Supermarkt über weiß der Teufel was gestolpert und hab mir den Unterarm nahe der Hand gebrochen. Das ist der häufigste Armbruch, die Ärzte haben mit der Behandlung Routine, und so wurde ich denn auch gut versorgt. Der Arm heilt stetig vor sich hin. Weil es der linke ist und ich Rechtshänderin bin, ist die Einschränkung nicht ganz so schlimm. Nur Radfahren mit einer Hand, das mache ich nicht! Das ist mir zu riskant! Also muss ich gehen. Und so absolviere ich fast täglich mindestens fünf Kilometer, mal in der Nähe, mal etwas weiter weg. Für die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel habe ich ein Abo.
Ein Ausflug ging in die City Nord, zwischen Barmbek und Alsterdorf. Ich habe in den 70er Jahren, als diese City Nord noch neu und etwas Besonderes war, ihr gegenüber gewohnt und fand sie immer interessant aber auch etwas unheimlich. Denn am Wochenende und abends nach 17 Uhr war es dort gespenstisch still. Die Verwaltungs- und eben auch Representationsgebäude der großen Konzerne wurden nur noch von Hausmeistern bewacht, die Angestellten waren zu Hause, Wohnungen dort gab es nur sehr wenige. Interessant fand ich die kühne und kühle Architektur der späten 60er Jahre. So geht es mir noch heute mit den neuen Bauten, die entweder alte ersetzen oder neu hinzu gekommen sind. Glas hat allmählich Beton verdrängt. Mein Lieblingshaus allerdings, das Arne-Jacobsen-Haus von 1969, hatte schon damals Glasfronten – und das in Schwarz!

Ich wohnte ungefähr 600 Meter östlich von diesem Haus und konnte von meinem Bett aus direkt auf die dunkle Glasfront schauen. Wenn dann die Sonne aufging, spiegelte sich der rote Ball in den schwarzen Scheiben. Trotz Westfenster hatte ich meinen Sonnenaufgang!
Die City Nord , in den 60er und 70er Jahren eher ein Gespräch in Stadtplaner- und Architekturkreisen, war in der werbenden Öffentlichkeit nie so richtig präsent. Speicherstadt und Hafencity machten zu ihrer Zeit mehr von sich reden. Dabei galt die Idee von einer „Bürostadt im Grünen“ (auf Kosten einer Großanlage von Kleingärten) Ende der 1950ger Jahre als eines der kühnsten städtebaulichen Projekte Europas. 1961 begannen die Bauarbeiten und zogen sich bis in die 90er Jahre in drei Bauabschnitten hin. Nach 1991 ging es und geht es mit so genannten Neubauten bis heute weiter. Es gibt Grünanlagen um einzelne Häuser und quer durchs Gelände führt eine breite Grünachse, sie steht – wie einige Häuser- heute unter Denkmalschutz.

Da wurde und wird abgerissen oder grundsaniert, ausgeschrieben und geplant, ausgehoben und neu gebaut. Die ursprüngliche Bedeutung dieses Wirtschaftsstandortes wird neu entdeckt und beworben. Es gibt eine webside, Informationsschilder vor Ort und Bücher. 30 Häuser werden für einenArchitekturrundgang beschrieben. Eines der ältesten noch stehenden Häuser ist dort das heutige Leonardo Hotel, ehemals Esso-Motor-Hotel von 1969, und das jüngste ist das Holiday Inn von 2017.

Über 30 Tausend Menschen arbeiten heute in der City Nord, bei über 300 Unternehmen. Das Wohnungsangebot soll mit Neu- bzw. Erweiterungsbauten erhöht werden. Vier Kitas mit rund 360 Plätzen gibt es im Quartier. Kinder in der City Nord arbeitender Eltern werden dort betreut. Die hamburger Veloroute Nr. 5 führt durchs Gelände . „Meine alte“ City Nord ist im Trend! Ich bin dort mit dem Handy rumgestrolcht und zeige Ihnen ein paar meiner Eindrücke. Hätte ich das auch mit dem E-Bike unternommen? Da wäre ich wohl eher übers Land gefahren.











Die zweistündigen Führungen durch die Bürostadt im Grünen sind zwar kostenfrei , aber leider werden zur Zeit keine Termine angeboten.

Text und Fotos: Elisabeth Hartmann
Liebe Elisabeth,
dein Grasfrosch gefällt mir. Vielen Dank für diesen informativen Beitrag mit den sehr gut gelungenen Architekturfotos.
Ich wünsche dir gute Besserung.
Herzliche Grüße
Thorsten
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Ja, sehr interessant und tolle Fotos!
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