Beitrag: Boike Jacobs
Vom Hafengeburtstag hatte ich schon gehört, als ich im Februar 2013 nach Hamburg zog, aber wie dies Jubiläum gefeiert wurde, davon hatte ich keine Ahnung. Langsam ließ ich mich durch die Gasse an den Landungsbrücken schieben – Buden, Bühnen und Massen von Besuchern, Geschrei, Gedränge, Gerüche nach Pommes, Bratwurst, Backfisch und Waffeln. Also genau die Art von Geburtstag, die ich nicht mag. Bis die Sicht auf die Elbe frei wurde und einen überwältigenden Blick auf eine Vielzahl von Booten frei gab.

Durch die Budengasse habe ich mich seitdem nie mehr geschoben, stattdessen bin ich im Jahr darauf zeitig nach Oevelgönne gefahren in der Hoffnung, dass es dort noch ein Traditionsschiff geben könnte, das mich mitnehmen würde.

Und tatsächlich lag da die „Elfriede“ am Kai und wollte – genau wie ich – zum ersten Mal an der Einlaufparade teilnehmen. Der Himmel war grau, aber es regnete nicht, und ich war begeistert, auf dem 1904 erbauten alten Ewer mit den braunen Segeln zu fahren.

Seitdem habe ich jeden Hafengeburtstag auf der Elbe gefeiert und meine Tochter schon bald angesteckt – gestern ist sie aus Düsseldorf eingetroffen, heute stechen wir zum 6. Mal gemeinsam in See. Am schönsten fand sie es auf dem ehemaligen Schlepper „Fairplay VIII“, weil ihr der Kapitän alles genau erklärte, am lustigsten ging es zu auf der „Tiger“, die noch mit Kohle betrieben wird und daher gewaltig Dampf ablässt. Umweltschützer haben schon heftig dagegen protestiert – glücklicherweise bislang erfolglos.


Ehe nun 2020 durch Corona alles gestoppt wurde, sind wir sogar auf dem Viermaster „Mare Frisium“ mitgesegelt. Was für ein Erlebnis, hoch in die Wanten zu schauen, wo sich die Segel blähten, und dabei einen wunderbaren Überblick zu haben auf die unzähligen Schiffe aller Art und Größe, darunter auch viele private Motor- und Segelboote.

Im vergangenen Jahr war es allerdings ein eher trauriger Geburtstag, zu dem nach der langen Corona-Pause im August eingeladen wurde. Sogar meine Enkelin war gekommen, und wir fuhren diesmal mit der „Lühe“ (Foto rechts). Grauer Himmel, steife Brise und Nieselregen, vor allem aber nur eine viel kleinere Anzahl von Schiffen als sonst. Die schönen russischen Segler fehlten, die „Fairplay VIII“ und die „Tiger“ wurden in Oevelgönne überholt, und die privaten Bootsbesitzer waren wohl lieber zu Hause geblieben. Heute herrscht aber wieder mehr Leben bei der Einlaufparade, pünktlich können meine Tochter und ich in Oevelgönne mit der „Claus D.“ zu einer vierstündigen Fahrt ablegen.


Und dann werden wir im Geist die alte Hymne singen: „Stadt Hamburg an der Elbe Auen, wie bist du herrlich anzuschauen mit deiner Schiffe Mastenwald, mit deiner Türme hoch Gestalt.“

Boike Jacobs, Fotos privat und pixabay
Der Beitrag gefällt mir sehr gut auch mit den wunderschönen Fotos.
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Liebe Boike!!
Das ist sehr schön geschrieben und man bekommt Lust auf mehr!! Viel Vergnügen und eine Menge toller Schiffe !!
Grüße mit viel Sonne
Susanne 😎
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